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Das Konzept der Rückenwind Burlage Santen GmbH

Inhaltsverzeichnis

Präambel 

1 Grundhaltung

  1.1 Die Annahme des (ge-) wichtigen Grundes

  1.2 Wertschätzung 

  1.3 Partizipation 

  1.4 Transparenz

  1.5 Spaß und Freude

  1.6 Professionelle Präsenz 

2 Selbstwirksamkeit/ Bemächtigung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen 

  2.1 Förderung des Selbstverstehens 

  2.2 Förderung der Körper und Sinneswahrnehmung

  2.3 Förderung der Emotionsregulation 

  2.4 Förderung der physischen und psychischen Widerstandsfähigkeit (Resilienz)

  2.5 Förderung der Selbstregulation 

  2.6 Partizipation 

  2.7 Gruppenpädagogik

  2.8 Bindungspädagogik 

  2.9 Elternarbeit 

3 Institutionelle Standards 

  3.1 Qualitätsmanagement 

    3.1.1 Strukturqualität 

    3.1.2 Prozessqualität 

    3.1.3 Ergebnisqualität 

  3.2. Personalentwicklung und -förderung

  3.3 Ausstattung 

    3.3.1 Räumliche Gegebenheiten

    3.3.2 Personalschlüssel und Qualitätsmerkmale 

4 Interdisziplinäre Vernetzung und Kooperation

  4.1 Kontakt mit Gleichaltrigen

  4.2 Jugendamt 

  4.3 Schule

  4.4 Therapie

  4.5 Kinder und Jugendpsychiatrie

  4.6 Gemeinwesen

Präambel

Definition Trauma
Ein Trauma definieren wir als ein (oder mehrere) Ereignis(se), welche(s) die Person überwältigt. Das heißt, Bewältigungsstrategien, Ressourcen und soziale Unterstützungssysteme können nicht (hinreichend) genutzt werden, um das Erlebte verstehbar in die eigene Geschichte zu integrieren.
Bei der genaueren Betrachtung können verschiedene Aspekte hilfreich sein, um traumatische Erleben einzuordnen:

  • Häufigkeit und Dauer des Auftretens

  •  “Verursacher

  • Der Prozess des Geschehens

Traumatypen:
Typ 1:   

Einmalig  

Externe Ursachen                                     

Typ 2:
Mehrfach/ andauernd
Man made desaster


Wir beschreiben Trauma in Anlehnung an Hanswille/ Kissenbeck 2008 anhand 5 verschiedener Komponenten:

  • Auslöser

  • Kontext

  • Dosis

  • Fokus

  • Beziehungsmuster


Der Aufbau und die Gewährleistung von tragfähigen und verlässlichen Beziehungen im Alltag ist dabei ein wesentlicher Baustein der Traumapädagogik. Die soziale und emotionale Stabilisierung der Kinder sowie der Aufbau von Vertrauen zu sich selbst und zu anderen ist dabei die grundlegende Zielsetzung der Traumapädagogik. Die traumapädagogische Wohngruppe der Rückenwind Burlage Santen GmbH hat sich einer Arbeit mit Kindern des Traumatyps II verschrieben. 

 


1 Grundhaltung

„Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
verstand ich, wie sehr es jemanden beeinträchtigen kann,
wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzuzwingen,
auch wenn ich eigentlich weiß, dass der Zeitpunkt nicht stimmt
und dieser Mensch nicht dazu bereit ist – und das gilt auch,
wenn dieser Mensch ich selber bin.
Heute weiß ich: Das nennt man RESPEKT.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen, dass alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man REIFE.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich gelassen sein.
Heute weiß ich: Das nennt man SELBSTVERTRAUEN.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man EINFACHHEIT.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“,
aber heute weiß ich, das ist SELBSTLIEBE.

 

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: das nennt man BESCHEIDENHEIT.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es ERFÜLLUNG.
Als ich mich zu lieben begann,
da erkannte ich, dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann.
Doch als ich es mit meinem Herzen verbunden hatte,
wurde mein Verstand ein wertvoller Verbündeter.
Diese Verbindung nenne ich heute WEISHEIT DES HERZENS.
Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN!“
Charly Chaplin zu seinem 70. Geburtstag


Eine wesentliche Basis der Traumapädagogik stellt eine Grundhaltung dar, die das Wissen um Folgen von Traumatisierung und biografischen Belastungen berücksichtigt und ihren Schwerpunkt auf die Ressourcen und die Resilienz der Mädchen und Jungen legt. Hierbei bildet eine wertschätzende und verstehende Haltung das Fundament.
Traumatisierte Kinder haben Überlebensstrategien entwickelt, um erlebtes Grauen zu überstehen und diese gilt es in der Funktion und Auswirkung zu verstehen, um ihnen fachlich angemessen begegnen zu können. Der sichere Ort - aus traumapädagogischer Sicht - entsteht im Zusammenspiel von Kindern, PädagogInnen, Fachdiensten, Leitungskräften und Strukturen. Die Entwicklung und Weiterentwicklung eines traumapädagogischen Konzeptes ist als institutioneller, kontinuierlicher Prozess zu verstehen, für den alle Beteiligten an ihrem Platz Verantwortung tragen. 
In diesem Zusammenhang wenden wir die Sicht auf den sequenziellen Verlauf von Traumatisierung nach Jegodtka/ Luitjens 2016 an.
Das Konzept der sequenziellen Traumatisierung versteht Traumatisierung als prozessuales Geschehen, welches sich in einem spezifischen historischen und gesellschaftlichen Rahmen vollzieht.


Unterschieden werden mehrere Sequenzen:

  • Die Zeit davor- “als alles noch gut war”

  • Der Beginn einer “beunruhigenden” Veränderung

  • Die akute Bedrohung

  • Die bedrohliche Situation hält an- Chronifizierung

  • Die Zeit des Übergangs - ein Ende der Gefahr ist absehbar

  • Die akute Bedrohung ist vorbei – die Zeit danach

Trauma bei Kindern:

  • Kinder sind im besonderen Maße auf den Schutz, die Fürsorge und sichere Bindung durch Erwachsenen angewiesen

  • Kinder sind besonders vulnerabel

  • Ihre Bewältigungsstrategien sind noch nicht entwickelt

  • Je jünger die Kinder umso schwerwiegender wirken die Beeinträchtigungen/ Schädigungen durch traumatische Erfahrungen zum  Beispiel auf Lernen und Entwicklung

  • Kinder, die von traumatischen Ereignissen überwältigt wurden, brauchen besonderen Schutz, Zuwendung und Sicherheit in den    Beziehungen

Typische Symptome sind zum Beispiel:

  • Vermeidungsstrategien

  • Angst und PanikRegressives Verhalten

  • Sozialer Rückzug

  • Dissoziation

  • Somatische Beschwerden

  • Gewalt

Unsere traumapädagogischen Ansätze sollen dazu beitragen, dass:

  • die Rechte der Kinder geachtet werden

  • Gewalt als solche benannt wird

  • Kindern gewaltfreie Orte zur Verfügung gestellt werden und

      Entwicklungsräume geschaffen werden, die im pädagogischen Alltag Prozesse der Stabilisierung und Selbstbemächtigung der            Kinder unterstützen.

     

Daraus ergibt sich, dass die folgenden Haltungsansätze institutionell durchgängig erkennbar sein müssen.

 

1.1 Die Annahme des (ge)wichtigen Grundes

„Alles was ein Mensch zeigt, macht einen Sinn in seiner Geschichte!“

„Als ich mich selbst zu lieben begann,
verstand ich, wie sehr es jemanden beeinträchtigen kann,
wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzuzwingen,
auch wenn ich eigentlich weiß, dass der Zeitpunkt nicht stimmt
und dieser Mensch nicht dazu bereit ist – und das gilt auch,
wenn dieser Mensch ich selber bin.
Heute weiß ich: Das nennt man RESPEKT.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es ERFÜLLUNG.“
- Charly Chaplin

Egal wie wir mit Klienten arbeiten, wir achten ihre Bedürfnisse, sind uns der Selbstorganisation ihrer Systeme bewusst und verstehen unsere Beobachtungen und Interventionen als eine von vielen Möglichkeiten.

 

 

1.2 Wertschätzung

„Es ist gut so, wie du bist!“

Die Traumapädagogik in der Rückenwind Burlage Santen GmbH gestaltet einen sicheren Rahmen, in dem den Kindern der Aufbau eines positiven Selbstbildes ermöglicht wird, um ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstbewusstsein wachsen zu lassen. Neben dieser erforderlichen Korrektur nicht funktionaler Einstellungen und Überzeugungen besteht die Notwendigkeit, das Geschehen in die eigene Lebensgeschichte einzuordnen und traumatische Erinnerungsebenen selbst zu regulieren.
Hierzu sind folgende Überzeugungen notwendig:

  • Menschen können wachsen.

  • Menschen können Intimität herstellen.

  • Menschen können kompetent sein.

  • Menschen können sich Sinn und Bedeutung erschließen.

  • Menschen können auf ihren eigenen Füßen stehen.

  • Menschen können wählen.

  • Menschen sind Manifestationen einer Lebenskraft.

  • Menschen sind Traumaüberwinder und Überlebenskünstler.

1.3 Partizipation

„Ich trau Dir was zu und überfordere Dich nicht!“

Die Teilhabe an der Gestaltung der eigenen Lebensbedingungen zählt zu den wichtigen Einflussfaktoren, die zu seelischer Gesundheit führen. Kinder bilden eine positive Motivation vor allem dann aus, wenn sie Erfahrungen auf folgenden drei Ebenen machen:

  • Erleben von Autonomie - Ich kann etwas entscheiden.

  • Erleben von Kompetenz - Ich kann etwas bewirken.

  • Erleben von Zugehörigkeit - Ich gehöre dazu und werde wertgeschätzt.


In ihrem alten Lebensumfeld von Gewalt, Vernachlässigung und/oder Missbrauch haben traumatisierte Kinder eine extreme, existentielle Form des Kontrollverlustes erfahren. Sie leben in der Erwartung, keinen Einfluss auf sich oder ihr Umfeld zu haben. Ihre Selbstwirksamkeitserwartung ist stark herabgesetzt, teilweise kaum vorhanden. Gerade für diese Mädchen und Jungen ist es unerlässlich, Strukturen und Ansätze zu schaffen, die dem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechend, die höchstmögliche Teilhabe gewährleistet.
Bei der Wahl unseres Standortes haben wir auf eine ruhige, landschaftlich schöne und naturnahe  Gegend mit hohem Freizeitwert geachtet. Aus diesem Grund wohnen wir fernab der Ballungsgebiete in einem kleinen Dorf, in dem außer den Schulbussen keine öffentlichen Nahverkehrsmittel zur Verfügung stehen. Besonders hervorzuheben ist bei uns ein vielseitiges Angebot zur Integration der Kinder in alle Formen der handwerklichen Ausbildung. Ein vielfältiges Freizeit- und Sportangebot hat auch zu der Entscheidung für diesen Standortes geführt. 


1.4 Transparenz
„Jeder hat jederzeit ein Recht auf Klarheit!“
Kinder mit belastenden biographischen Erfahrungen haben in der Regel Macht und Hierarchie als etwas Missbräuchliches erlebt. Sie haben einen willkürlichen Umgang mit sichernden Strukturen erfahren. Es ist daher von großer Bedeutung, dass diese Kinder einen transparenten verantwortungsvollen Umgang mit Hierarchien, Strukturen und Machtverhältnissen erleben.


Der sichere Ort muss ein Ort der Berechenbarkeit sein und setzt somit ein Gegengewicht zur bisherigen Unberechenbarkeit des Lebensumfeldes. Kinder benötigen Erklärungsansätze, die ihr Verhalten positiv und begründend deuten. Kinder können hierdurch eine verstehende Haltung für die vielfach auch von ihnen selbst als negativ empfundene Verhaltensweise entwickeln.

 

„Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.“
- Charly Chaplin

1.5 Spaß und Freude
„Viel Freude trägt viel Belastung!“
Psychische Traumata gehen mit extremen Gefühlen der Angst, Ohnmacht, Scham, Trauer, Wut und Ekel einher. Es ist ein erhebliches Ungleichgewicht in der Belastungswaage der Emotionen. Es gilt daher, die Freudenseite zu beleben und ihr einen besonderen Schwerpunkt zu geben, um die Belastung und Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ins Gleichgewicht zu bringen. Dieser, die Gesundheit als Prozess verstehende (salutogene) Ansatz, bringt Kopf und Körper in positives Erleben, das Konstruktivität, Lernen und Entwicklung nachhaltig unterstützt. 
Weiter unterstützt Spaß und Lachen die Serotoninausschüttung und setzt so ein Gegengewicht zur erhöhten Adrenalinausschüttung durch ein erhöhtes Stresslevel, in dem sich traumatisierte Kinder befinden. Kinder, die aus traumatisierenden familiären Bezügen kommen, sind in der Regel „Überlebenskünstler“. Sie haben es geschafft, unter massivvernachlässigenden Bedingungen eine oft beeindruckende Entwicklungsleistung zu vollbringen. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, die vorhandenen Ressourcen zu stärken und neue Ressourcen zu entdecken.
Auch durch das Erleben der Natur, die Pflege unseres idyllischen Gartens und die damit verbundene Erfahrung der Selbstwirksamkeit können die Kinder und Jugendlichen viel positive Erfahrungen sammeln und Freude empfinden. Der Garten ist ein Stück Erde, das der Mensch in seinem Bestreben nach einem Ort voll Harmonie, Friede, Freude und Wachstum nach seinen Bedürfnissen anlegt und gedeihen lässt. Die Kinder können in unserem Garten zum „Gärtner“ ihres eigenen Lebens werden und über die Gartenpflege wieder zu sich selbst finden. 
Auch durch Bewegung und Sport können die Kinder wieder eine positive Verbindung zu sich und ihrem Körper herstellen, Selbstwirksamkeit erfahren und ihr Selbstwertgefühl stärken. Durch sport- und bewegungstherapeutische Angebote, die wir als einen der Schwerpunkte in unseren Alltag mit den Kindern integrieren, schaffen wir nicht nur Momente voller Spaß und Freude zum Zeitpunkt der sportlichen Aktion, sondern können durch die damit verbundene Förderung der Resilienz auch eine nachhaltig positivere Grundstimmung in den Kindern bewirken. 

1.6 Professionelle Präsenz 
Wir arbeiten in der Rückenwind Burlage Santen GmbH mit Erkenntnissen aus der Arbeit von Haim Omer (in Anlehnung an Prof. Dr. Arist von Schlippe) und schaffen eine „neue Autorität durch Beziehung“.
Wir verstehen Präsenz als Quelle der Autorität. Wir gehen davon aus, dass Erziehung nur durch Beziehung gelingt und Machtkämpfe der Beziehung schaden. Unsere Ziele sind:

  • Die Schaffung einer neuen Autorität als Haltung

  • Erweiterung der Erziehungskompetenzen

  • Entscheidungssicherheit

  • Kreative Handlungsfähigkeit

  • Wahrung der Autonomie der Kinder 

Wir setzen die absolute Bereitschaft voraus, auf körperliche, verbale und psychische Gewalt zu verzichten. Dies bedeutet hartnäckig und standhaft gegenüber destruktiven Verhaltensauffälligkeiten der Kinder zu bleiben und gemeinsam mit einem Unterstützernetzwerk eine Lösung zu finden, in der sich niemand, weder gedemütigt noch besiegt fühlt. 

 

2. Selbstwirksamkeit/Bemächtigung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen 

2.1 Förderung des Selbstverstehens
Unsere pädagogische Haltung beruht auf dem Wissen um die Vorgänge im Kopf und Körper der Kinder, die insbesondere bei Trauma und Stress ablaufen. Hierbei ist das Verstehen Lernen der eigenen Stresssymptome von Bedeutung. Wir setzen voraus, dass alle Verhaltensweisen für alle Beteiligten jeweils individuell entwicklungslogisch und sinnhaft sind bzw. waren. Dies gilt sowohl für das Verhalten der Kinder als auch für das Verhalten von Eltern, wichtiger Bezugspersonen, Kolleg*innen und der PädagogInnen selbst.
Im pädagogischen Alltag bieten wir den Kindern ganz gezielt:

  • Angebote, ihrem Entwicklungsstand entsprechend zu lernen, was in ihrem Gehirn und ihrem Körper - insbesondere bei Stress      und Trauma - passiert.

  • Angebote, um ihnen die sinnvollen Hintergründe von ihren Verhaltensweisen und Reaktionen zu suchen und Ideen von                  Verhaltensalternativen zu erarbeiten und zu sichern.

 

2.2 Förderung der Körper und Sinneswahrnehmung
Unsere pädagogische Haltung setzt voraus, dass die Pädagog*innen eine gezielte Wahrnehmung für Sinnesreize in der Gruppe entwickeln, sie ihr Nähe–Distanz–Verhältnis reflektiert regulieren und sie für ausgewogene Balance zwischen Anspannung und Entspannung sorgen.


Im pädagogischen Alltag bieten wir den Kindern gezielt:

  • Übungen zur Sinneswahrnehmung

  • Angebote sich und seinen Körper zu spüren und diese Erfahrungen zu formulieren

  • Körpertherapeutische Angebote im Zusammenhang mit Emotionen

  • Angebote zur Regulierung von Nähe und Distanz

  • Entspannungseinheiten zur Versorgung der traumaspezifischen Auswirkungen auf den Körper

  • Bewegungstherapeutische Angebote zur Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit 

  • Boxtherapie zur Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit und Steigerung des Selbstbewusstseins  

2.3 Förderung der Emotionsregulation
Unsere pädagogische Haltung basiert auf Selbsterfahrung der Pädagog*innen in den Bereichen Körperwahrnehmung, Empfindungen, eigene Emotionen benennen und ausdrücken und Kenntnisse zur Selbstregulierung der eigenen Emotionen. Ihnen ist das Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung bekannt und wird reflektiert. Sie wissen um die interkulturelle Gebundenheit von Emotionen und den Umgang damit. In Krisen und bei Unsicherheiten werden die Pädagog*innen in ihrer emotionalen Stabilisierung unterstützt.

Im pädagogischen Alltag bieten wir den Kindern gezielt:

  • Angebote zum besseren Verständnis ihrer Verhaltensweisen, Körperreaktionen, Emotionen sowie die daraus resultierenden            Handlungsimpulse

  • Hilfestellung zum Erkennen und Benennen der Stress auslösenden Reize und diese im Umgang mit anderen entsprechend          auszudrücken.

  • Möglichkeiten zur Selbstregulierung und emotionalen Stabilisierung sollen dabei trainiert werden.

 


2.4 Förderung der physischen und psychischen Widerstandsfähigkeit (Resilienz)
Unsere pädagogische Haltung setzt sich für die Entwicklung einer gesunden Selbstfürsorge ein und die Pädagog*innen wissen um diese Bedeutung. Sie werden regelmäßig und gezielt darin unterstützt, ihre psychische Belastbarkeit zu erhalten bzw. diese weiter aufzubauen.
Resilienz gibt Kindern die Kraft, traumatische Erlebnisse nicht nur zu überleben, sondern gestärkt aus schwierigen Lebensbedingungen hervorzugehen. Resilienz – die Widerstandsfähigkeit der Seele - ist wie das Immunsystem der Psyche, das nicht angeboren ist, sondern aufgebaut werden kann. Sport und Bewegung tragen durch die unmittelbar erlebte Körperwahrnehmung und Selbstwirksamkeit direkt zur Entwicklung der Resilienz bei und stärken die Kinder so in ihrer Bewältigungskompetenz. Durch sportliche Aktivitäten wie therapeutisches Boxen erleben dieKinder die direkte Wirkung sowie den Erfolg ihrer eigenen Handlungen. Die Kinder lernen, diese Fähigkeiten in ihren Lebensalltag zu übertragen, an eigene Ressourcen und Kontrollmöglichkeiten zu glauben und trauen sich zu, Problemsituationen aktiv und mit abnehmendem Unterstützungsbedarf anzugehen. 


Im pädagogischen Alltag bieten wir den Kindern gezielt:

  • Stärkung der Resilienz durch das direkte Erleben der Wirkung und des Erfolges eigener Handlungen in bewegungs- und                boxtherapeutischen Angeboten 

  • Unterstützung durch das pädagogische und therapeutische Personal bei der Übertragung der erlernten Fähigkeiten in den            Lebensalltag der Kinder 

  • Angebote zur persönlichen und individuellen Weiterentwicklung

  • Erkennen und Annehmen eigener Grenzen und Bedürfnisse durch therapeutisches Boxen 

Neben der Entwicklung von Resilienz bieten sport- und bewegungstherapeutische Angebote weitere Potentiale, die die Kinder sowohl in der Persönlichkeitsentwicklung, als auch in der Förderung ihrer körperlichen Gesundheit sowie der Ausbildung der motorischen Fähigkeiten stärken. Im Kontext der Persönlichkeitsentwicklung und Selbstwirksamkeit sollen die Kinder und Jugendlichen an der Gestaltung der sportlichen Aktivität partizipieren können. Dies unterstützt die Beziehungsgestaltung zwischen den Kindern und den PägagogInnen/ SporttherapeutInnen sowie das Erleben der eigenen Kompetenzen.

2.5 Förderung der Selbstregulation
Unsere pädagogische Haltung setzt die Kenntnis voraus, dissoziative Verhaltensweisen zu erkennen und Möglichkeiten zur Unterstützung anzuwenden. Die Pädagog*innen kennen die Hintergründe der verschiedenen Formen des Wiedererlebens und deren Auslöser. 

 

Sie haben Möglichkeiten zur Unterstützung entwickelt und achten auch auf Körperreaktionen bei den Kindern sowie bei sich selbst. In solchen Fällen können sie Entspannungstechniken, Reorientierungsmöglichkeiten und das Erarbeiten von Notfallstrategien anbieten.

Im pädagogischen Alltag vermitteln wir den Kindern in verschiedenen Angeboten:

  • Erlernen und Verstehen der Funktion von Dissoziation

  • Verstehen von Flashbacks

  • Achtsamkeitsübungen 

  • Entspannungs- und Selbstregulationstechniken

  • Reorientierungsmöglichkeiten und Notfallstrategien erarbeiten und erproben

  • Sport und Bewegung 

2.6 Partizipation
Auf der Basis unserer pädagogischen Haltung haben wir ein wirksames Partizipations-, Kinderschutz- und Beschwerdemanagement Konzept entwickelt. Hierbei sind die Pädagog*innen bei der Gestaltung des Arbeitsalltags einbezogen und gestalten diesen insbesondere auch im Hinblick auf arbeitsspezifische Belastungs- und Entlastungsfaktoren mit. Die konzeptionellen Weiterentwicklungen werden durch sie mitgestaltet.
Im pädagogischen Alltag sind die Partizipationsmöglichkeiten sowie die Möglichkeiten des Rückzugs und der Abgrenzung fest verankert. Sie finden sich in allen wesentlichen Bereichen des Zusammenlebens sowie in der pädagogischen Arbeit in Form von Information, Mitsprache, Mitbestimmung und Selbstbestimmung wieder (siehe Kinderschutzkonzept, Beschwerdemanagement, Hausregeln, Leistungsbeschreibungen).

2.7 Gruppenpädagogik
In Gruppenprozessen und dessen Dynamiken bieten wir den Kindern gezielt als Gruppe individuelle Möglichkeiten und Angebote an, traumabezogene Aspekte zu verstehen und einen zielgerichteten Umgang damit zu erlernen. Dazu gehören Themen wie:

  • Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene

  • Auslösereize (Trigger)

  • Dynamik von Wiedererleben

  • Manipulation

  • Hierarchie und Machtverhältnisse

  • Brisanz sexueller Symptomatiken

  • Enttabuisierung sozialer Ängste (z. B. Angst vor bestimmten Menschen und Situationen, Angst vor Blamage)

 

Die haltgebenden Strukturen im Alltag, die die emotionale Sicherheit der Kinder unterstützen sind:

  • Rituale

  • Transparenz von Tages- und Wochenstrukturen

  • Transparenz über An- und Abwesenheit der PädagogInnen

  • Transparenz über individuelle Besuche oder Termine

  • Regelmäßige standardisierte Gruppengesprächsrunden

  • Regelmäßige Gruppenaktivitäten

Das Betreuungsteam bietet sich im Gruppenalltag gezielt als Beispiel für die unterschiedlichen Aspekt der Zugehörigkeit und Teilhabe an. So pflegen wir einen gezielten und reflektierten Umgang mit:

  • Konflikten

  • Kommunikation

  • Hierarchie und Machtverhältnisse

  • Geheimnissen

  • Geschlechterrollen

  • Verantwortung

  • Freude und Ausgelassenheit

  • Herkunft


2.8 Bindungspädagogik
Für unsere pädagogische Haltung ist es wichtig, die eigenen Bindungserfahrungen mit den daraus resultierenden Erwartungen und Beziehungsfallen zu kennen und diesbezüglich eine sensible Gestaltung ihrer Beziehung zu den Kindern zu gestalten. Hierzu bietet der Arbeitsalltag gezielte Stabilisierungsansätze. Hierzu gehören die Reflexion der täglichen Beziehungsgestaltung, die Versorgung der daraus resultierenden Emotionen sowie die Reflexion über die unterschiedlichen emotionalen Resonanzen der Pädagog*innen auf die Kinder.


Im pädagogischen Alltag erfassen wir zusammen mit ihrem sozialen Umfeld die aktuellen, aber auch die früheren Bindungserfahrungen. Insbesondere:

  • Beziehungserfahrungen und die daraus resultierenden Erwartungen und Gestaltungen

  • Das soziale Umfeld

  • Wichtige stärkende, aber auch verunsichernde Bindungspersonen


In diesem Zusammenhang erhalten die Kinder sicherheitsfördernde Botschaften und Erklärungen, warum und wie sich die Pädagog*innen in bestimmten Situationen verhalten. 

 

Dies bedeutet für den Wohngruppenalltag, dass:

  • die Gruppenregeln transparent gemacht werden

  • Bindungsbedürfnisse analysiert und Möglichkeiten erarbeitet werden

  • regelmäßige verlässliche Einzelkontakte mit den Pädagog*innen angeboten werden

  • bindungsrelevante Situationen bewusst gestaltet werden (Übergänge und Trennungen)

  • die Kinder verlässliche Bezugspersonen erhalten

2.9 Elternarbeit
Ausgehend von unserer pädagogischen Haltung berücksichtigen wir die Sorgen und Ängste der Eltern sowie ihre Kompetenzen und lassen sie dies spüren, ohne ihr Fehlverhalten zu bagatellisieren oder zu verleugnen. Hierzu haben die Pädagog*innen Wissen über transgenerationale Weitergabe von Trauma, Grundlagen der systemischen Elternarbeit sowie Ressourcenaktivierung in Familiensystemen erworben.
Auch im Kontext der Elternarbeit liegt der Schwerpunkt unseres Handelns darin, eine langfristig angelegte Lebensform als sicheren Ort für die Kinder zu schaffen, an dem sie individuell angepasste und umfangreiche Unterstützung erhalten, um eine Rückführung in die Herkunftsfamilie zu ermöglichen, oder auf eine spätere selbstständige Lebensführung vorbereitet zu werden, sofern eine Rückführung in das Herkunftssystem auch durch unsere Unterstützung nicht möglich ist. (vgl. §34 SGB VIII). 
Nach individuellem Ermessen bezüglich des Kindeswohls – hauptsächlich in Bezug auf die seelische und körperliche Gesundheit, sowie die situative Verfassung der Kinder – bieten wir eine gezielte Unterstützung im Kontakt und Umgang mit den Herkunftsfamilien durch geschultes pädagogisches und therapeutisches Personal. 


Dieses Angebot beinhaltet eine individuelle Begleitung der Kinder im Kontext von Besuchskontakten oder Telefonaten mit ihren Herkunftsfamilien sowie eine gezielte Unterstützung bei der Gestaltung von förderlichen Kontakten zu Eltern, Geschwistern und anderen Familienangehörigen. 
Dazu gehört ebenfalls eine Unterstützung der Kinder bei Loyalitätskonflikten, bei der Bearbeitung von Verschiebungen in der familiären Verantwortungsrolle sowie eine Unterstützung in Bezug auf ihre familiären Wunschvorstellungen, Übertragungen, Träume, Rückblenden oder Erinnerungen. 
Weiterhin besteht für die Familienangehörigen der Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit zur Teilhabe an gemeinsamen Traditionen und Festen sowie einer Einbindung und bedeutsame Lebensereignisse (wie einen Schulbeginn, Abschlussball oder Geburtstage der Kinder), sofern dies für die Entwicklung des Kindes förderlich ist. 

 

Um das Wohl der Kinder - welches für uns auch im Kontext der Elternkontakte immer im Vordergrund steht - zu wahren, werden sowohl die Dauer als auch die Form der Kontakte mit den Familien flexibel und variabel an die individuellen Bedürfnisse und aktuellen Lebenssituationen der Kinder angepasst und danach gestaltet. 
Um dies zu gewährleisten haben wir folgende Standards in unserer Einrichtung etabliert: 

  • Klare Zuständigkeiten

  • Klare Kommunikationsstrukturen

  • Klare Abgrenzung

  • Klare Formulierung der Grenzen, Möglichkeiten, Alternativen und Ziele

 


3 Institutionelle Standards


Grundlage unseres Handelns ist die feste Absicht für die Umsetzung der o.g. Ziele und Haltungen auf allen Ebenen und für alle Menschen in unseren Einrichtungen zu sorgen.

3.1 Qualitätsmanagement
Wir verstehen Qualitätsmanagement als einrichtungsbezogenes Konzept der Qualitäts-verbesserung und der Selbstevaluation, das den Schwerpunkt auf die partizipative Formulierung von Zielen und die Verbesserung einer prozessorientierten Arbeitsweise legt. 
Wir sehen Qualitätsmanagement als eine wichtige Leitungsaufgabe an, die alle Mitarbeitenden für diesen gemeinsamen Prozess motiviert, der zu einer weitreichenden Identifikation mit den Qualitätszielen und -verfahren führt. Der Gesamtprozess der Qualitätsentwicklung erfolgt auf der Basis von definierten Standards, der fachlichen Begleitung, Beratung und Qualifizierung durch eigene Mitarbeitende, welche durch externe Instanzen ergänzt wird.

3.1.1 Strukturqualität

  • Fortschreibung des Leitbildes und der Konzeption

  • Qualifikation des Personals

  • Zuständigkeitsregelungen (Stellenbeschreibungen)

  • Einsatzplanung/Auslastung

  • Aus-, Fort- und Weiterbildung

  • Fachberatung, pädagogisches Controlling, Supervision

  • Fachliche Vernetzung


3.1.2 Prozessqualität
Prozessqualität beschreibt die Sicherstellung grundlegender Elemente des Hilfeprozesses inklusive der Darlegung der dazu genutzten Instrumente, Verfahren und Methoden für:

  • Erstgespräche mit Nachfrager*innen

  • Umsetzung des Hilfeplans

  • Entwicklung eines Handlungsplans

  • Zusammenarbeit mit Eltern

  • Förderung der Eigenverantwortung

  • Altersentsprechende Nutzer*innenbewertung (Beteiligung von Eltern sowie der jungen Menschen bezogen auf den Prozess)

  • Aufarbeitung persönlicher Defizite der jungen Menschen 

  • Soziale, schulische und berufliche Leistungen


3.1.3 Ergebnisqualität
Die Darstellung der Ergebnisqualität enthält eine Bewertung zum Grad der Zielerreichung in Bezug auf die Schwierigkeiten und Probleme, die am Beginn einer Hilfe standen. In jedem Fall in den Feldern:

  • Stand der sozialen Integration (in der Lebenswelt)

  • Stand der Integration im Familiensystem

  • Persönlichkeits- und Sozialisationsentwicklung

  • Beschreibung der Veränderungen in den mit den Klient*innen erarbeiteten Entwicklungs-zielen 

  • Altersentsprechende Nutzer*innenbewertung (Beteiligung von Eltern sowie der jungen Menschen bezogen auf das Ergebnis)

 

Die Einschätzung der Veränderungen erfolgt durch Selbst - und Fremdbewertung durch:

  • Träger (Familienarbeiter*in und Berater*in)

  • Betroffene (Kinder)

  • Eltern

  • AfSD (fallführende*r Sozialarbeiter*in)

  • ggf. Lehrer*innen und weitere relevante Personen


Qualität in den Handlungsfeldern der Erziehungshilfe entsteht aus einem komplexen Bedingungsgefüge und in einer Wechselwirkung verschiedener Faktoren. Konkrete Arbeitsergebnisse im Bereich „Hilfen zur Erziehung“ entstehen immer in einer Koproduktion von Hilfesuchenden (Klient*innen) und professionellen Helfer*innen (Mitarbeitenden). 


Einfluss auf unsere Arbeit haben auch schwer fassbare, subjektive Faktoren, Leistungen vorheriger Helfersysteme und zeitgleich wirkende Faktoren, auf die wir nur unmittelbar oder gar keinen Einfluss nehmen können. Qualitätsentwicklungsprozesse müssen auch im Kontext der Handlungen von öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe betrachtet werden, bei denen es viele Nahtstellen und gemeinsame Handlungsfelder gibt.


3.2. Personalentwicklung und -förderung
Wir setzen ausschließlich pädagogische Fachkräfte analog der Leistungsbeschreibungen in den jeweiligen Angeboten ein. Die fachliche Leitung obliegt ausschließlich der pädagogischen Leitung. Die betriebswirtschaftliche Leitung sowie die Verwaltungsleistungen werden von der Geschäftsführung erbracht. 
In der Wohngruppe führt, neben den Pädagog*innen, eine Hauswirtschaftskraft die hauswirtschaftlichen Leistungen durch und wird hinsichtlich der Instandhaltung des Gebäudes durch einen Hausmeister ergänzt. Darüber hinaus werden Qualifizierungsmodule in den Bereichen handwerkliches Geschick und hauswirtschaftliche Fertigkeiten angeboten und durchgeführt.
Die Mitarbeitenden verfügen über eine - meistens langjährige - Berufspraxis, oft auch in verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit. Diese Fachkräfte erhalten durch unsere pädagogische Leitung eine fortlaufende Qualifizierung und Beratung im Hinblick auf die Anforderungen im Bereich der Hilfen zur Erziehung im Rahmen von Fachberatung sowie interner Weiterbildung. Schwerpunktmäßig qualifizieren wir unsere Mitarbeitenden in Richtung ressourcen- und lösungsorientierten Denk- und Arbeitsansätzen in der traumapädagogischen Arbeit.


Eine externe Beratung und Qualifizierung erfolgt durch Supervision und externe Maßnahmen zur Fortbildung bzw. im Rahmen von beruflicher Weiterbildung.
Die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Mitarbeitenden ist ein wesentlicher Teil unserer Personalentwicklung. Wir definieren Personalentwicklung als die geplante, anforderungsgerechte Qualifizierung der Mitarbeitenden unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Bedürfnisse, Werte und Normen durch den Einsatz systematischer Maßnahmen und Instrumente zur Personalentwicklung mit der Absicht, Unternehmensziele und persönliche Ziele der Mitarbeitenden einander anzunähern.
In einer Reihe von Arbeitsbesprechungen, Konferenzen und internen Fachtagen werden unsere Mitarbeitenden fortlaufend über interne Arbeitsprozesse informiert und sind gleichzeitig aufgefordert Verbesserungsvorschläge einzubringen und diese nach einer gemeinsamen Abstimmung umzusetzen. Personalentscheidungen (z. B. Einstellungen) erfolgen in einem transparenten und nachvollziehbaren Prozess unter Beteiligung der relevanten Personen. 


Sowohl fachliche Kompetenzen als auch persönliche Qualitäten sind gleichermaßen für eine Entscheidung für eine dauerhafte Zusammenarbeit ausschlaggebend. Regelmäßig einmal jährlich finden strukturierte Mitarbeitergespräche zwischen Geschäftsführung, pädagogischer Leitung und Mitarbeitenden statt, um eine zielgerichtete, verbindliche und nachhaltig erfolgreiche Zusammenarbeit abzusichern. 


3.3 Ausstattung


3.3.1 Räumliche Gegebenheiten
Die Rückenwind Burlage Santen GmbH liegt in nahezu ländlicher Alleinlage. Die Lage des Areals inmitten von Wiesen und Feldern gewährleistet ein wirkliches „Zur-Ruhe-Kommen“ bei reduzierten Reizeinflüssen von außen.
Wir möchten Kinder aus einem angespannten sozialen Umfeld/einer zugespitzten Situation für eine begrenzte Zeit herauslösen und in einer reizarmen Umgebung unterbringen, um die Krise in einem unbelasteten Kontext zu bearbeiten. Die stationären Angebote der Jugendhilfeeinrichtung Rückenwind Burlage Santen GmbH richten sich an Kinder, die in ihrem bisherigen Lebensumfeld keine ausreichenden Fördermöglichkeiten für ihre weitere Entwicklung erhalten konnten. Ein eigenständiges Leben können die jungen Menschen aufgrund ihrer Entwicklung noch nicht führen. Eine stationäre Hilfe bedeutet eine räumliche Distanz zum belasteten Herkunftsmilieu und dessen spezifischen Gefährdungen für das Kind.


Bei der Wahl unseres Standortes haben wir auf eine ruhige, landschaftlich schöne Gegend mit hohem Freizeitwert geachtet. Aus diesem Grund wohnen wir fernab der Ballungsgebiete in einem kleinen Dorf, in dem außer den Schulbussen keine öffentlichen Nahverkehrsmittel zur Verfügung stehen. Der nächste Bahnhof liegt 12 km entfernt in Papenburg. Größere Geschäfte und alle gängigen Schulformen sind in den umliegenden Dörfern und Städten angesiedelt. Besonders hervorzuheben ist bei uns ein vielseitiges Angebot zur Integration der Kinder in alle Formen der handwerklichen Ausbildung. Ein vielfältiges Freizeit- und Sportangebot hat auch zu der Entscheidung für diesen Standortes geführt. 


Bei unserem Haus handelt es sich um eine ehemalige Herberge auf etwa 10.000 m² Grundstück, welches wir als Zier-, Nutz- und Therapiegarten mit einer Mehrzweck-Spielwiese angelegt haben. Der Garten lädt zum Grillen, Lagerfeuer machen, Entspannen und auch zum therapeutischen Arbeiten ein. Vor dem Haus befinden sich großzügig angelegte Parkmöglichkeiten. Das Areal bietet genügend Raum für persönliche Rückzugsorte. 
In dem an die Verwaltung grenzenden Kulturhaus findet sich auf 350m² Fläche viel Platz für vielfältige bewegungs- und boxtherapeutische Angebote, die wir als einen Schwerpunkt in unsere pädagogische Arbeit integrieren. 

Die Kinder und Jugendlichen haben hier die Möglichkeit sich in den Bereichen Sport und Bewegung sowohl in unserem Fitnessstudio, als auch in den Bewegungsräumen des Kulturhauses mit Unterstützung unseres pädagogischen und therapeutischen Personals auszuleben und über den Sport ihre Entwicklung in vielen Bereichen zu fördern. 


Die Gruppen können auf dem Gelände mehrere Besprechungsräume für Therapiegespräche, Elterngespräche oder Gruppensitzungen nutzen. Für unsere Mitarbeiter stehen hell eingerichtete Dienstzimmer zur Verfügung. Die Ausstattung der Gruppen geben den Rahmen, in dem die traumapädagogische Haltung gelebt und die Methoden umgesetzt werden können.

3.3.2 Personalschlüssel und Qualitätsmerkmale
Mitarbeitende der Rückenwind Burlage Santen GmbH erhalten:

  • Fortlaufende Weiterentwicklung des pädagogischen Konzeptes und der professionellen Kompetenzen

  • Fachliche Kontakte zu vergleichbaren Einrichtungen und externen Diensten

  • Arbeitsplatzbeschreibung und Personalführung sowie Sicherstellung einer klaren Rollenverteilung durch Vorgesetzte

  • Monatliche Supervision im Team durch externen qualifizierten Supervisor

  • Leitende Mitarbeitende erhalten Leitungssupervision 

  • Ein- und weitere Durchführung von kollegialer Beratung in Form von Teamentwicklung und Fallarbeit

  • Abstimmung pädagogischer Vorstellungen und deren Umsetzung durch Strukturieren des Alltags, Kommunikationsstile und          Haltungen  

  • Regelmäßige Dienstbesprechungen mit Leitung und Team (wöchentliche ca. zweistündige Team- und monatliche ca. 2,5              stündige Fallbesprechungen)

  • Regelmäßige pädagogische Fachkonferenzen im Team und kollegiale Beratung

  • Eingeplante Übergabezeiten zwischen den Diensten (ca. 15 Minuten)

  • Einarbeitung neuer Mitarbeitender

  • Regelmäßige Fortbildung (intern und extern): Jede Fachkraft nimmt pro Jahr an mind. drei eintägigen                                              Fortbildungsveranstaltungen z. B. verbindlichen Teamtagen und Fachworkshops teil

 

 


4 Interdisziplinäre Vernetzung und Kooperation


4.1 Kontakt mit Gleichaltrigen
Der pädagogische Alltag bietet den Kindern gezielt:

  • Angebote, Begegnungsräume und Möglichkeiten ihre sozialen Kompetenzaspekte zu fördern (z. B. Sprache, Empathiefähigkeit,      Perspektivwechsel, Kooperationsverhalten etc.), als Voraussetzung zur Teilhabe in einer Gemeinschaft.

  • Aktive Unterstützung vorhandene Kontakte zu pflegen.

  • Möglichkeiten zur Teilhabe in gesellschaftlichen Gemeinschaften (z. B. Vereine, Kirche/Religionsgemeinschaften, Clique etc.). 


4.2 Jugendamt
In der Arbeit mit dem jeweils zuständigen und dem örtlichen Jugendamt gelten folgende Standards für die Zusammenarbeit:

  • Herstellung einer gemeinsamen Wissensbasis zu Traumatisierung im Allgemeinen und in der Arbeit mit den zuständigen              Jugendämtern im Besonderen auf den jeweiligen Fall bezogen.

  • Traumasensible Hilfeplanung unter feinfühliger Beteiligung der Kinder 

  • Konsequente Anwendung des §35a SGBVIII bei Hilfen für traumatisierte Mädchen und Jungen

4.3 Schule
Unter Berücksichtigung der individuellen Beteiligungsmöglichkeiten der Kooperationspartner*innen besteht seitens der Pädagog*innen das Angebot eines engen Kooperationssystems Schule-Pädagog*innen-Kind, in dem

  • Zusammenhänge der vorhandenen emotionalen Ausgangslage und der daraus resultierenden Herausforderungen fürs Lernen      erfasst werden

  • Individuelle Fördermöglichkeiten unter Berücksichtigung vorhandener traumarelevanter Emotionslagen (Scham, Schuld, Angst,      Demütigung, Selbstunwirksamkeitserwartung) und intellektueller Möglichkeiten (IQ, Grübelzwang, Dissoziationsneigung,                  Unkonzentriertheit, Impulsdurchbrüche) erarbeitet werden.

  • Schulbegleitungen können vom Träger hinzugezogen werden


4.4 Therapie

  • Einrichtungsinterne Möglichkeit zur Therapie

  • Extern angebundene Therapieformen 

  • Arbeit von Therapie und Pädagogik am gemeinsamen Auftrag

  • Regelmäßiger Austausch zwischen den beteiligten Professionen in gemeinsamen Fallbesprechungen etc.

4.5 Kinder und Jugendpsychiatrie
Eine enge Zusammenarbeit mit der zuständigen KJP wird erarbeitet und gepflegt, um Notfallinterventionen zu ermöglichen.

 

4.6 Gemeinwesen

  • Durch unsere multisystemische Sichtweise beziehen wir den Sozialraum (Nachbarschaft, Peers, Vereine, Kirchen, offene                Jugendarbeit, Polizei etc.) in das Helfer- und Unterstützersystem mit ein.

  • Durch gezielte Gespräche und Veranstaltungen vermitteln wir unter Einhaltung von Transparenz und dem persönlichen Schutz      der Kinder traumabezogenes Wissen im Gemeinwesen.

  • Initiierung bzw. Teilnahme an „Runden Tischen“ im Sozialraum

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